
Wenn es brennt, wählt man die 112 und die Feuerwehr kommt sofort. Diese Erwartungshaltung übertragen viele verständlicherweise auch auf ihre IT. Doch der Vergleich hinkt an einer entscheidenden Stelle: Ein IT-Dienstleister funktioniert nicht wie eine Notrufzentrale, die auf den nächsten Einsatz wartet. Gute IT-Beratung und -Betreuung ist ein Handwerk, das auf Planung und Struktur basiert.
Warum ein „Sofort-Einsatz“ oft nicht möglich ist
Die meisten seriösen IT-Dienstleister arbeiten mit festen Terminplänen, um laufende Projekte und Wartungen zuverlässig durchzuführen. Ein ungeplanter „Notfall-Einsatz“ bei Kunde A würde bedeuten, dass ein geplanter Termin bei Kunde B kurzfristig abgesagt werden müsste. Kunde B wartet vielleicht schon seit Wochen auf seine Wartung oder Installation und hat sich darauf eingestellt. Ihn zu versetzen, wäre unprofessionell und unfair.
Zuverlässigkeit ist das höchste Gut in dieser Branche. Das bedeutet, dass Termine eingehalten werden müssen. Daraus resultiert zwangsläufig: Für spontane Ad-hoc-Einsätze fehlen in einer ausgelasteten Planung schlicht die Kapazitäten. Die „IT-Feuerwehr“ existiert in dieser Form daher praktisch nicht.
Brände verhindern statt löschen
Die gute Nachricht ist: Die meisten dieser IT-Notfälle sind vermeidbar. Während man bei einem Hausbrand oft machtlos ist, lassen sich in der EDV fast alle Risiken technisch minimieren. Anstatt auf eine schnelle Reaktion im Schadensfall zu hoffen, ist der sicherere Weg, die Infrastruktur so aufzubauen, dass der „Brand“ gar nicht erst entsteht oder sich nicht ausbreitet.

Hier sind häufige Beispiele für die effektivsten Maßnahmen zur Vorsorge:
- Redundanz bei der Internetverbindung
Ein Internetausfall legt heute fast jeden Betrieb lahm. Die Lösung ist ein Router, der zwei Wege ins Netz nutzen kann (z.B. Glasfaser und zusätzlich 5G/LTE). Fällt die Hauptleitung aus, schaltet das System automatisch um. Der Betrieb läuft weiter, oft ohne dass die Nutzer den Ausfall überhaupt bemerken. - Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV)
Stromschwankungen oder kurze Ausfälle sind Gift für empfindliche Hardware und Datenbanken. Eine USV puffert diese Schwankungen ab und hält Server sowie Netzwerkkomponenten bei einem Stromausfall lange genug am Leben, um sie sauber herunterzufahren oder kurze Ausfälle zu überbrücken. - Strukturierte Verkabelung statt WLAN-Flickwerk
WLAN ist bequem, aber störanfällig. In einer stabilen Firmenumgebung sollten stationäre Geräte (PCs, Drucker, Server) immer per Kabel angebunden sein. Auch Access Points gehören fest verkabelt und nicht über Repeater-Ketten verbunden. Eine saubere Netzwerkstruktur eliminiert „Geisterfehler“, die sonst immer wieder zu Ausfällen führen. - Professionelle Hardware
Der klassische Router aus dem Elektromarkt ist für den Heimgebrauch konzipiert, nicht für die Dauerlast eines Unternehmens. Business-Hardware bietet Sicherheitsfunktionen, Stabilität und Update-Versorgung über viele Jahre hinweg, die Consumer-Geräte nicht leisten können. - Datensicherung und Wiederherstellung
Backups sind die Lebensversicherung eines Unternehmens. Doch ein Backup allein reicht nicht – es muss automatisiert laufen und die Wiederherstellung muss regelmäßig getestet werden. Nichts ist teurer und nervenaufreibender als eine professionelle Datenrettung nach einem Festplattencrash ohne funktionierendes Backup. - Dokumentation und Schulung
Oft unterschätzt, im Ernstfall aber entscheidend: Wissen. Eine saubere IT-Dokumentation (Netzwerkpläne, Zugangsdaten-Management) ist kein bürokratischer Ballast, sondern der „Lageplan“, ohne den jeder Techniker im Nebel stochert. Wenn Passwörter erst gesucht werden müssen, verrinnt wertvolle Zeit. Genauso wichtig ist der „Faktor Mensch“: Die teuerste Sicherheitssoftware ist machtlos, wenn Mitarbeiter versehentlich auf gut gemachte Phishing-Mails klicken. Regelmäßige Schulungen und Sensibilisierung machen Ihr Team zur „menschlichen Firewall“ und verhindern viele Brände, bevor sie überhaupt entstehen.
Investition in Vorsorge kostet Geld, das ist unbestritten. Doch die Kosten für einen tagelangen Ausfall, gepaart mit teuren Eilzuschlägen und Datenrettungsdiensten, übersteigen die Investition in eine solide Anlage meist um ein Vielfaches.
Wer seine IT vorausschauend plant und modernisiert, kauft sich damit nicht nur Technik, sondern vor allem eines: Ruhe. Und die Gewissheit, die Nummer 112 gar nicht erst wählen zu müssen.
























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